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Interview zu Podcast 57 mit Richard Elcox

1 Wie hat alles mit der Musik für dich begonnen?


Richard: Ich habe mich schon immer zur elektronischen Musik hingezogen gefühlt, von klein auf, Depeche Mode, Yellow, Orb usw. Aber so richtig ins Rollen kamen die Dinge durch meine Besuche bei meinem Bruder in London in den Semesterferien. Damals produzierte er (Psy-)Trance. Sein Wohnzimmer war, als würde man die Brücke des Raumschiffs ‘Enterprise’ betreten. Ich dachte: "Ja, damit muss ich mich beschäftigen", mit dem Equipment und später mit den schier endlosen Möglichkeiten der Klangmanipulation.


2 Erzähl uns was über deinen Künstlernamen?


Richard: Nun, das ist mein Name, Richard Elcox, nichts Ausgefallenes! Ich habe mir überlegt, ein Alter Ego zuzulegen, aber ich konnte mich einfach nicht für den richtigen entscheiden. Aber Meine Freunde sagten auch immer: 'Warum nimmst du nicht einfach deinen eigenen Namen, der klingt doch gut'. Deswegen bin ich am Ende dabei geblieben.


3 Wo fühlst du dich zu Hause?


Richard: Nun, ich glaube, im Studio fühle ich mich schon sehr wohl. Allerdings zu Hause mit den Kindern gibt es mir schon ein echtes Gefühl der Normalität und eines 'richtigen' Zuhauses. Außerdem wenn ich in Schottland bin habe ich einen überwältigendes Gefühl der Zugehörigkeit, was ich sehr genieße. Wenn ich also von zu Hause spreche, würde ich diese 3 Antworten nennen.


4 Wo ist dein zweites zu Hause?


Richard: Auf einer Veranstaltung, bei einem Auftritt, auf dem Weg zu einem Auftritt, auf der Fahrt zu einem Auftritt, irgendwie ist das etwas, womit ich mich sehr wohl fühle... leider komme ich nicht so oft dazu, wie ich es gerne hätte.


5 Daydance oder Nightrave?


Richard: Schwierig, aber wenn ich ehrlich bin, würde ich sagen, ich bin eher ein Nachtschwärmer. Kommt aber auch auf die 'Situation' an!


6 Eröffnungsset oder Schlussset?


Richard: Das ist eine interessante Frage, viele meiner Freunde wissen, dass ich ein Verfechter dessen bin, was das 'Warmup' früher war, was meiner Meinung nach in der heutigen Clubkultur leider nicht mehr umgesetzt wird. Die Idee, die Leute auf die bevorstehende Reise einzustimmen, ohne ihre ganze "Energie" zu verbrauchen und sie nicht von der Tanzfläche zu vertreiben. Ich denke, das "Warm-up" ist etwas, das man als DJ respektieren und verstehen muss, es kann einer der schwierigsten Jobs als DJ sein. Wenn du ein "Warm Up" gut machst und der DJ (Hauptact) danach es killt, dann bedeutet das definitiv, dass du etwas damit zu tun hattest... Aber Schlussset... Du hast die musikalische Freiheit, den Laden auf den Kopf zu stellen...


7 Vinyl oder Digital?


Richard: Digital, sorry... Ich bin glücklich mit digital. Ich verstehe Vinyl, ich habe Vinyl gemacht, gemocht, ich liebe Vinyl, aber entscheiden müsste ich mich für digital... z.B. liebe ich das Gefühl, Stift auf Papier zu setzen, aber ich genieße die Tatsache, dass ich, nachdem ich dieses Interview getippt habe, einfach 'klicken und senden' kann.


8 Halbgeheime Rituale und Tricks beim Auflegen, die du weitergeben möchtest?


Richard: Nein, eigentlich nicht. Ich bin immer sehr, sehr nervös, wenn ich spiele, deshalb dauert es immer eine Weile, bis ich mich auf das Set eingestellt habe. Es gibt ein paar Tracks von denen ich weiß, dass sie gut klingen und die ich gut umsetzen kann. Vielleicht ein oder zwei davon im Laufe des Sets, damit ich mich, wenn es unruhig wird, entspannen und neu fokussieren kann. Je entspannter du bist und je mehr Spaß du bei deinem Auftritt hast, desto mehr kannst du deiner Intuition vertrauen und dich frei fühlen, dorthin zu gehen, wo du in einem Set musikalisch hin willst. Sei einfach du selbst, die Tanzfläche kann das sicher verkraften.


9 Wenn du einen Rave egal wo planen und durchführen könntest - welche Location würdest du wählen?


Richard: Nun, ich komme ursprünglich aus Schottland und würde gerne einen Rave weit oben im Norden in einem Tal machen, mit der wunderschönen Kulisse von allem, was das schottische Hochland zu bieten hat. Ziemlich unpraktisch, ich weiß, und ich verlange auch eine Menge von deinen Raver-Kollegen, aber wenn ich es durchziehen könnte, dann wäre es genau dort.


10 Erzähl von deinem schlimmsten Erlebnis hinter den Decks.


Richard: Fusion Festival 2006/7 (früher)? Kann mich nicht mehr erinnern, aber ich habe mit meinem damaligen DJ-Partner den Trance/Prog-Floor eröffnet. Zuvor gab es das obligatorische Tribal-Drumming zum Aufwärmen, um alle in Stimmung zu bringen. Die Menge wartete also sehnsüchtig auf das erste Tröpfchen eines 4/4. Ich war soo nervös, es war einer der ersten Auftritte, die ich je gespielt hatte, und es waren 1000 Tänzer auf der Tanzfläche, die bereit waren zu tanzen. Ich sprach mit meiner 'Crew' und versuchte ihnen zu sagen, dass 'ich glaube, ich kann das einfach nicht'. Ich hatte bereits, nun ja, einiges getrunken. Aber es nützte nichts... Es war soweit, ich ging zur Bühnenkabine, es gab ein (leichtes) Gebrüll vor Aufregung auf der Bühne, als das Klatschen von dem Act vor uns abebbte, spielte ich das Intro des ersten Tracks, der Lärm vor der Bühne explodierte vor lauter Erwartung was nun kommt. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich kaum noch Knöpfe oder Fader anfassen, weil meine Hände so sehr zitterten. Es war ein großartiges Intro, ich bereitete mich auf den nächsten Track vor, den ich schon 100 Mal gespielt hatte. Es lief perfekt... Genau im Moment des Übergangs fiel der Strom für die ganze Halle aus! Alles war weg. In absoluter Dunkelheit hörte man nur die Schreie der Ungläubigen auf der Tanzfläche... Es war die unvergesslichste Situation in der ich je gewesen bin, und alles was ich eigentlich wollte, war ein guter Start.


11 Die ganz große Nacht war als ich...


Richard: Ich habe hier in Berlin immer Partys gemacht unter dem Namen 'Vergissmeinnicht'. Ich glaube, eine der 1. Mai-Partys, die wir im Görlitzer Park gemacht haben, war einfach verrückt. Soweit ich weiß, hätte dort normalerweise niemand eine Party machen können, aber wir hatten eine Genehmigung vom Grünflächenamt (Hell yeah). Es gab nur glückliche, lächelnde Menschen, so weit das Auge reichte. Es war einfach ein riesiges Privileg, eine solche Veranstaltung durchführen zu dürfen, und für mich ist an diesem Tag ein Traum in Erfüllung gegangen


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